Sonntag, 8. Juli 2012

Sonne = Sonnenbrand = Hautkrebs? Das muss nicht sein!


Es fällt mir immer wieder auf, dass viele Menschen alles, was ihnen geschieht, oder wovon sie hören, nur als gut oder nur als schlecht bewerten. Diese Schwarz-Weiß-Malerei halte ich aber für die völlig falsche Vorgehensweise.
Warum ich so denke, möchte ich an einem aktuellen Beispiel erläutern. Im Videotext der ARD ist Seite 532 heute überschrieben mit den Worten "Hautkrebs: Kindheit entscheidend" Dem stimme ich zu, aber was unter der Überschrift steht, kann ich so nicht stehen lassen.

Zitat:
"Beim Sonnenbad ist vor allem bei kleinen Kindern Vorsicht geboten: In der Langzeitwirkung habe ein Sonnenbrand viel schlimmere Folgen als bei Erwachsenen, hieß es vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Eine übermäßige Sonnenexposition in jungen Jahren gehöre zu den Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs. Kinderhaut sei um ein Vielfaches dünner als die Haut von Erwachsenen und außerdem noch unzureichend pigmentiert. Ein Schutz etwa durch Kleidung und Sonnencreme sei daher ein Muss."
Zitat Ende

Zugegeben, Eltern sollten vorsichtig sein, wenn es um die Frage geht, wie lange und wie häufig sie ihre kleinen Kinder bei grellem Sonnenschein draußen spielen lassen. Auch ausreichende Kleidung und Sonnencreme sind sicher sinnvoll. Aber Kleidung und Sonnencreme als Muss zu bezeichnen, halte ich für eine zu stark verkürzte und deshalb falsche Aussage.
Dadurch wird nämlich, auch wenn das so nicht beabsichtigt sein mag, der falsche Eindruck vermittelt, weil die Haut kleiner Kinder noch nicht so stark pigmentiert ist wie die Erwachsener, sei nur ein maximaler Schutz gegen Sonnenbrand als ausreichend anzusehen. Das stimmt so nicht.
"Eine übermäßige Sonnenexposition in jungen Jahren" sei riskant, ist hier die Aussage von zentraler Bedeutung. Entscheidend ist dabei das Wort "übermäßig". Im späten Frühjahr, wenn es bereits warm genug dafür ist, oder im Sommer bei stark bewölktem oder bedecktem Himmel können durchaus auch kleine Kinder mit nacktem Oberkörper draußen herumlaufen, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Sie sollten das auch tun, denn die Pigmentierung der Haut kann sich nur dann entwickeln, wenn sie durch mäßige Sonnenstrahlung dazu angeregt wird. Im Sommer, wenn die Sonne aber den ganzen Tag lang mit voller Stärke scheint, ist es aber je nach Hauttyp angebracht, Sonnencreme zu verwenden und mehr oder weniger bekleidet zu bleiben.
Ich selbst (ein mittlerer Hauttyp) habe in meiner Kindheit und Jugend so manchen Sommer-Nachmittag im Schwimmbad verbracht, nur mit der Badehose bekleidet und nicht mehr als einmal eingecremt. Einen Sonnenbrand hatte ich dabei höchstens einmal pro Jahr, und selbst jetzt, mit etwa 50 Jahren, ist kein Hinweis darauf erkennbar, dass ich jemals Hautkrebs bekommen werde. Außerdem hatte ich einen Sonnenbrand, wenn überhaupt, nur am Oberkörper, nicht aber an Armen oder Beinen. Diese waren aber durch ständiges tragen kurzer Hemden und Hosen im Sommer sehr viel häufiger und stärker der Sonnenstrahlung ausgesetzt.
Schlussfolgerung: Der beste Schutz gegen Sonnenbrand und in Folge dessen Hautkrebs besteht eben nicht darin, sich maximal zu bekleiden und Sonnencreme zu verwenden, sondern im Gegenteil darin, die Haut möglichst umfangreich, aber nicht zu stark, der Sonnenstrahlung auszusetzen. Die Frage, was zu viel ist, muss dabei individuell je nach Wetter und Hauttyp Tag für Tag neu bewertet werden. Eine pauschale Aussage ist in diesem Zusammenhang niemals zutreffend. Sie ist sogar gefährlich, denn sie kann dazu führen, dass Kinder, die im Sommer gerne mit freiem Oberkörper draußen spielen würden, trotzdem bekleidet bleiben, weil sie sich davor schämen würden, obwohl sie keinen nachvollziehbaren Grund dafür haben. Der Hauptgrund für eine solche Scham ist nämlich die Angst vor einem Sonnenbrand, die aber in aller Regel übertrieben oder sogar unbegründet ist.
Kinder, denen eine solche falsche Scham anerzogen wird, können dadurch in ihrer Entwicklung eines gesunden Selbstvertrauens und einer gesunden Wahrnehmung des eigenen Körpers nachhaltig gestört werden. Eine solche Störung zu entwickeln, halte ich für viel schlimmer, als wenn man mit der Möglichkeit lebt, vielleicht Hautkrebs zu bekommen, der dann mit geringem oder mäßigem medizinischen Aufwand vollständig bekämpft werden kann.