Samstag, 4. August 2012

USA: Hersteller von "Barfußschuhen" verklagt wegen irreführender Werbung


Über einen Blog, den ich verfolge, habe ich von einem Prozess in den USA erfahren, in dem ein Kunde die Firma Vibram verklagt, weil deren Werbung angeblich irreführend ist und wenigstens teilweise mit unwahren Behauptungen versucht, Kunden zum Kauf dieser überteuerten Schuhe zu verleiten.
Es erscheint mir durchaus interessant, diesen Fall weiter zu verfolgen. Deshalb werde ich genau das auch tun und, sobald sich da etwas Neues ergibt, hier darüber berichten.
Wer ausreichend englisch versteht, mag auch gerne direkt beobachten, wie sich dieser Fall weiter entwickelt.

Für den Anfang dazu ist hier die Klageschrift als PDF-Download.
Und hier ist der Bericht zu diesem Fall von ABC News online. In dem Bericht enthalten ist auch ein Foto, das die Schuhe zeigt, um die es geht.

Worum geht es in diesem Fall?
Es geht um die Vibram Fivefingers (VFF), sogenannte "Barfußschuhe" der Firma Vibram, die wenigstens in den USA Marktführer in diesem Teil des Schuhmarktes ist. Nach Überzeugung des Klägers sind die Behauptungen, die VFF beugten Fußfehlstellungen vor, verbesserten die Gesundheit der Füße, reduzierten das Risiko von Verletzungen, verstärkten die Muskeln in den Füßen und Unterschenkeln und verbesserten die Haltung im Bereich der Wirbelsäule, schlicht und einfach nicht wahr.
Gegen diese unwahren Behauptungen in der Werbung für die VFF wehrt der Kläger sich und fordert mit der Absicht, ein Grundsatzurteil zu erwirken, dass nicht nur ihm, sondern allen Kunden von Vibram Schadenersatz gezahlt wird, und dass Vibram dazu verurteilt wird, solche Äußerungen in ihrer Werbung in Zukunft zu unterlassen.

Bevor ich weiter auf diesen Fall eingehe, möchte ich klarstellen, dass nach meinem Verständnis der Begriff "Barfußschuhe" in diesem Zusammenhang einen Widerspruch in sich darstellt, denn entweder ist man barfuß oder man trägt Schuhe. Die einzige Fußbekleidung, bei der ich den Begriff "Barfußschuhe" evtl. akzeptieren würde, ist eine Fußbekleidung, die keine Sohle hat, bei der man also genauso mit der nackten Haut auf dem Boden steht oder geht, wie man es auch vollständig barfuß tut.

Dieser Fall zeigt meiner Ansicht nach deutlich, wie es um das Verständnis der Allgemeinheit steht, so weit es um die Frage geht, ob man barfuß läuft oder Schuhe trägt. Da gibt es nicht nur die unbegründete Angst vor Verletzungen, wenn man barfuß läuft, sondern auch ein hohes Maß an Scham in diesem Zusammenhang, verursacht durch massenweise Vorurteile und Halbwahrheiten, denen kaum ein paar klare und beweisbare Tatsachen entgegenstehen.
Deshalb hat man es auch so schwer wie Don Quichote bei seinem sprichwörtlichen Kampf gegen die Windmühlen, wenn man häufig und regelmäßig barfuß läuft und sich dafür äußert, dass mehr Menschen als bisher das ebenfalls tun.
Sicher gibt es auch viele Menschen, die nur deshalb nicht barfuß laufen, weil sie sich dann schämen würden, weil sie sich anders verhalten als die Mehrheit. Um trotzdem so tun zu können, als würden sie barfuß laufen, kaufen sie sich dann besonders teure Schuhe in der Art, wie es die VFF sind. Dabei tun sie nur so, als würden sie barfuß laufen, sie tun es aber nicht wirklich.
Und genau das ist der Punkt. Solche Leute machen sich selbst und ihren Mitmenschen etwas vor. Das ist aber nach meinem Verständnis aus moralischer Sicht nicht in Ordnung. Vor allem aber finde ich es moralisch verwerflich, dass Vibram die Werbung dazu mißbraucht, durch die Verbreitung von Lügen und Halbwahrheiten ein Produkt zu verkaufen, das nun wirklich kein Mensch braucht.

Sonntag, 8. Juli 2012

Sonne = Sonnenbrand = Hautkrebs? Das muss nicht sein!


Es fällt mir immer wieder auf, dass viele Menschen alles, was ihnen geschieht, oder wovon sie hören, nur als gut oder nur als schlecht bewerten. Diese Schwarz-Weiß-Malerei halte ich aber für die völlig falsche Vorgehensweise.
Warum ich so denke, möchte ich an einem aktuellen Beispiel erläutern. Im Videotext der ARD ist Seite 532 heute überschrieben mit den Worten "Hautkrebs: Kindheit entscheidend" Dem stimme ich zu, aber was unter der Überschrift steht, kann ich so nicht stehen lassen.

Zitat:
"Beim Sonnenbad ist vor allem bei kleinen Kindern Vorsicht geboten: In der Langzeitwirkung habe ein Sonnenbrand viel schlimmere Folgen als bei Erwachsenen, hieß es vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Eine übermäßige Sonnenexposition in jungen Jahren gehöre zu den Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs. Kinderhaut sei um ein Vielfaches dünner als die Haut von Erwachsenen und außerdem noch unzureichend pigmentiert. Ein Schutz etwa durch Kleidung und Sonnencreme sei daher ein Muss."
Zitat Ende

Zugegeben, Eltern sollten vorsichtig sein, wenn es um die Frage geht, wie lange und wie häufig sie ihre kleinen Kinder bei grellem Sonnenschein draußen spielen lassen. Auch ausreichende Kleidung und Sonnencreme sind sicher sinnvoll. Aber Kleidung und Sonnencreme als Muss zu bezeichnen, halte ich für eine zu stark verkürzte und deshalb falsche Aussage.
Dadurch wird nämlich, auch wenn das so nicht beabsichtigt sein mag, der falsche Eindruck vermittelt, weil die Haut kleiner Kinder noch nicht so stark pigmentiert ist wie die Erwachsener, sei nur ein maximaler Schutz gegen Sonnenbrand als ausreichend anzusehen. Das stimmt so nicht.
"Eine übermäßige Sonnenexposition in jungen Jahren" sei riskant, ist hier die Aussage von zentraler Bedeutung. Entscheidend ist dabei das Wort "übermäßig". Im späten Frühjahr, wenn es bereits warm genug dafür ist, oder im Sommer bei stark bewölktem oder bedecktem Himmel können durchaus auch kleine Kinder mit nacktem Oberkörper draußen herumlaufen, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Sie sollten das auch tun, denn die Pigmentierung der Haut kann sich nur dann entwickeln, wenn sie durch mäßige Sonnenstrahlung dazu angeregt wird. Im Sommer, wenn die Sonne aber den ganzen Tag lang mit voller Stärke scheint, ist es aber je nach Hauttyp angebracht, Sonnencreme zu verwenden und mehr oder weniger bekleidet zu bleiben.
Ich selbst (ein mittlerer Hauttyp) habe in meiner Kindheit und Jugend so manchen Sommer-Nachmittag im Schwimmbad verbracht, nur mit der Badehose bekleidet und nicht mehr als einmal eingecremt. Einen Sonnenbrand hatte ich dabei höchstens einmal pro Jahr, und selbst jetzt, mit etwa 50 Jahren, ist kein Hinweis darauf erkennbar, dass ich jemals Hautkrebs bekommen werde. Außerdem hatte ich einen Sonnenbrand, wenn überhaupt, nur am Oberkörper, nicht aber an Armen oder Beinen. Diese waren aber durch ständiges tragen kurzer Hemden und Hosen im Sommer sehr viel häufiger und stärker der Sonnenstrahlung ausgesetzt.
Schlussfolgerung: Der beste Schutz gegen Sonnenbrand und in Folge dessen Hautkrebs besteht eben nicht darin, sich maximal zu bekleiden und Sonnencreme zu verwenden, sondern im Gegenteil darin, die Haut möglichst umfangreich, aber nicht zu stark, der Sonnenstrahlung auszusetzen. Die Frage, was zu viel ist, muss dabei individuell je nach Wetter und Hauttyp Tag für Tag neu bewertet werden. Eine pauschale Aussage ist in diesem Zusammenhang niemals zutreffend. Sie ist sogar gefährlich, denn sie kann dazu führen, dass Kinder, die im Sommer gerne mit freiem Oberkörper draußen spielen würden, trotzdem bekleidet bleiben, weil sie sich davor schämen würden, obwohl sie keinen nachvollziehbaren Grund dafür haben. Der Hauptgrund für eine solche Scham ist nämlich die Angst vor einem Sonnenbrand, die aber in aller Regel übertrieben oder sogar unbegründet ist.
Kinder, denen eine solche falsche Scham anerzogen wird, können dadurch in ihrer Entwicklung eines gesunden Selbstvertrauens und einer gesunden Wahrnehmung des eigenen Körpers nachhaltig gestört werden. Eine solche Störung zu entwickeln, halte ich für viel schlimmer, als wenn man mit der Möglichkeit lebt, vielleicht Hautkrebs zu bekommen, der dann mit geringem oder mäßigem medizinischen Aufwand vollständig bekämpft werden kann.

Dienstag, 5. Juni 2012

Warum tust Du das?

Diese Frage bekommt man häufig zu hören, wenn man sich anders verhält, als es erwartet wird, wenn man z.B. im Sommer barfuss oder mit freiem Oberkörper herumläuft. Aber es ist die falsche Frage. Damit wird nämlich in Frage gestellt, warum man tut, was man tun darf, ohne dass irgendjemand das Recht hat zu behaupten, dass ihn das stört. Wer mich so fragt, dem stelle ich gerne die Gegenfrage: "Warum nicht? Das ist doch nicht verboten. Und gut für die Gesundheit ist es außerdem." Und schon entwickelt sich daraus ein vielleicht kurzes, aber fast in jedem Fall angenehmes Gespräch.
Ich hätte auch antworten können: "Das geht sie gar nichts an!", und hätte einfach weitergehen können. Es wäre zwar zutreffend, dass es denjenigen, der mich so fragt, nichts angeht, aber damit, ihm das so deutlich zu sagen, würde ich mit Sicherheit nur auf Ablehnung stoßen. Und genau das will ich nicht.
Im Gegensatz zu der in diesem Zusammenhang falschen Frage "Warum tust Du das?" wird meiner Ansicht nach viel zu selten gefragt: "Warum tust Du das nicht, obwohl Du es darfst?" So wird z.B. niemand im Sommer gefragt, warum er Schuhe trägt, obwohl es nicht nur erlaubt, sondern auch gut für die Gesundheit ist, darauf zu verzichten und barfuss zu laufen. Warum stellt aber niemand diese Frage? Ich denke, es liegt vor allem daran, dass man damit fragen würde: 'Warum tust Du, was alle tun?' Die ehrliche Antwort wäre: 'Weil jeder es für richtig hält, das zu tun. Ich würde mich deshalb davor schämen, mich anders zu verhalten.' Und weil man mit einer solche Antwort rechnet, sie aber nicht bekommen möchte, schämt man sich davor, eine solche Frage überhaupt zu stellen.
Damit sind wir beim Kern des Problems: falsche Scham auf beiden Seiten. Der Eine schämt sich davor, die Handlungsweise des Anderen zu hinterfragen, und der Andere schämt sich davor zu tun, was er will, obwohl es erlaubt und gut für die Gesundheit ist, weil er nicht den Mut hat, sich anders als Andere zu verhalten. Warum eigentlich nicht? Wie ich bereits auf meiner Homepage zitiert habe:
„Man ist noch ausgesprochen klein
und weit davon, ein Mensch zu sein,
wenn man bereits entrüstet ist,
nur weil ein Anderer anders ist.“
Verfasser unbekannt

Samstag, 24. März 2012

Die Macht der Werbung

"Macht verdirbt. Und absolute Macht ..." hat mal jemand gesagt. Da kann ich ihm nur ausdrücklich zustimmen.

Werbung, egal ob im Fernsehen, hier im Internet, oder wo auch immer, hat einen wesentlich stärkeren Einfluß auf unser Verhalten als Verbraucher, als die große Mehrheit bereit ist zuzugeben. Damit übt jemand, der für ein bestimmtes Produkt wirbt, immer auch in gewissem Maße Macht aus.
Dass wir Verbraucher oder Kunden uns von der Werbung beeinflussen und oft auch verführen lassen, geschieht dabei in aller Regel unbewusst und ist deshalb niemandem vorzuwerfen. Nur wer weiß, dass er durch die Werbung beeinflusst wird, kann sich aber gegen diese Einflussnahme verteidigen.
So sieht man z.B. in Werbespots äußerst selten Kinder oder Erwachsene, die auf dem (eigenen) Grundstück oder in der freien Natur barfuß oder mit freiem Oberkörper herumlaufen. Dadurch kann leicht der Eindruck entstehen, es sei ungehörig, genauso für Kinder wie für Erwachsene, barfuß zu laufen, und es sei auch für Jungen oder Männer ungehörig, sich mit freiem Oberkörper in der Öffentlichkeit aufzuhalten.
Dieser Eindruck ist jedoch falsch.

Es ist eben nicht ungehörig, sondern es ist, so lange man es nicht übertreibt, in jedem Alter gut für die Gesundheit, bei geeignetem Wetter barfuß zu laufen und sich möglichst unbekleidet im Freien aufzuhalten.
Dabei gibt es wesentlich mehr Gelegenheiten, das zu tun, als die meisten Menschen annehmen.
Diese Botschaft wird jedoch durch die Werbung, unabhängig davon, wofür geworben wird, nicht oder jedenfalls nicht erkennbar vermittelt, obwohl es für eine Werbeagentur, wenn sie einen Spot für die Fernsehwerbung dreht, völlig kostenlos und ohne Arbeitsaufwand möglich wäre, das ganz nebenbei zu tun, unabhängig davon, wofür geworben wird.
Gäbe es aber auch nur ein paar Werbespots, in denen die Darsteller sich barfuß und oder mit freiem Oberkörper im Freien aufhalten, dann könnte das sogar dazu führen, dass es von vielen Menschen, die diese Werbung sehen, als Anregung aufgenommen wird, das auch selbst zu tun, so dass daraus ein regelrechter Trend entsteht. Die positiven Folgen für die Gesundheit wären erheblich.
Auch dem nicht gerade guten Ruf der Werbebranche würde das sicher nicht schaden. Im Gegenteil! Denn dann würde sie ihre Macht, die sie allen Kunden gegenüber ausübt, für eine gute Sache und moralisch völlig einwandfrei gebrauchen.

Freitag, 11. November 2011

Jugendschutz - ein heikles Thema

Wie ich bereits auf meiner HP geschrieben habe, machen viele, die in diesem Zusammenhang Verantwortung tragen, schwerwiegende Fehler und schützen dabei Kinder und Jugendliche nicht vor Gefahren, die ihnen z.B. im Internet begegnen können, sondern verhindern mit größtmöglicher Konsequenz, dass sie in eine Situation geraten können, die möglicherweise gefährlich werden könnte.
Diese Jugendschützer gefährden Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung, denn sie verhalten sich damit genauso wie Eltern, die aus dem natürlichen Recht heraus, ihre Kinder vor den Gefahren des Alltags (z.B. im Straßernverkehr) zu schützen, ihnen jegliche Teilnahme am Straßenverkehr verbieten würden. Dass ein solches Verhalten aus moralischer Sicht völlig inakzeptabel ist, muss wohl nicht betont werden.

Klar, Kinder und Jugendliche müssen vor den Gefahren geschützt werden, die ihnen im Internet und auch sonst in ihrem täglichen Leben begegnen, das steht außer Frage. Aber wie kann das funktionieren, ohne dabei wesentliche rechtliche oder moralische Regeln zu verletzen?

Es wird immer Menschen geben, die etwas dagegen haben, Bilder oder Videos im Internet (oder Fernsehen oder wo auch immer) zu sehen, auf denen nackte Kinder oder Jugendliche abgebildet sind, selbst wenn diese Abbildungen nicht in einem Zusammenhang mit Sex gesehen werden können, und es wird wohl auch immer Menschen geben, die sich an solchen Bildern aufgeilen. Aber darf die Veröffentlichung solcher Bilder oder Videos deshalb verboten oder auch nur eingeschränkt werden?
Nach meiner Überzeugung darf das nicht sein.

Kinder haben von Natur aus das Bedürfnis, sich wenigstens im privaten Umfeld nur vom Wetter abhängig so unbekleidet wie möglich aufzuhalten. Dabei sehen sie, wenn sie nackt sind oder Familienmitglieder nackt sehen, keinen Zusammenhang mit Sex, in welcher Form auch immer, denn dazu sind sie auf Grund ihres Alters noch nicht in der Lage. Auch die Eltern sehen ihre Kinder in keinem sexuellen Zusammenhang. Wo aber kein Zusammenhang mit Sex besteht, da kann ich jedenfalls keine Begründung dafür erkennen, Kinder in ihrem natürlichen Verhalten einzuschränken. Genauso halte ich es für unbegründet, Kinder z.B. im Internet niemals nackt zu zeigen oder ihnen die Möglichkeit zu verwehren, Bilder nackter Menschen gleich welchen Alters zu sehen, so lange es um Bilder geht, die mit Sex in keinem Zusammenhang stehen (z.B. Bilder von einem FKK-Gelände oder einer Nacktwanderung).
Wie bereits Bertrand Russel sagte:"Solange Kinder nicht auch bisweilen erwachsene Menschen nackt sehen dürfen, müssen die Kinder zwangsläufig das Gefühl haben, dass da ein Geheimnis ist, und wenn sie dieses Gefühl haben, werden sie aufgereizt und unanständig." Meiner Überzeugung nach kann man sogar sagen: "Solange Kinder nicht auch bisweilen erwachsene Menschen oder andere Kinder nackt sehen dürfen, ..." Es muss aber das Ziel jeglicher Erziehung sein, Kinder dazu anzuleiten, dass sie zu anständigen Erwachsenen heranwachsen. Das kann aber nur funktionieren, wenn man ihnen unter ihrem Alter angepasster Anleitung erlaubt, (nicht nur) im Internet nackte Erwachsene und Kinder zu sehen.

Außerdem: Wenn Kinder sich allein oder jedenfalls ohne die Begleitung Erwachsener und evtl. auch, ohne dass die Eltern davon wissen, z.B. an einem öffentlichen Badestrand aufhalten, an dem teilweise oder ausschließlich nackt gebadet wird, dann halten diese Kinder die Nacktheit der dort Badenden für völlig normal. Es stört auch niemanden, und völlig zu Recht befürchtet kein einziger der Anwesenden, dass ihnen dort irgendwelche Gefahren drohen. Im Internet wird ihnen aber jeglicher Zugang zu Bildern nackter Kinder und meist auch Erwachsener unmöglich gemacht, obwohl ein Mausklick genügen würde, und schon sehen die Kinder nicht mehr, was sie evtl. nicht sehen wollen oder sollen. Wo ist da eine Gefahr zu sehen? Ich kann keine erkennen.

Wie will man also einen derart restriktiven Umgang mit dem Thema Jugendschutz, wie er heutzutage im Internet (und nicht nur dort!) stattfindet, moralisch begründen? Eine rechtliche Begründung finde ich jedenfalls nicht, weder im Jugendschutzgesetz noch in anderen Gesetzen. Und auch moralische Gründe, so weit sie mir bekannt sind, kann ich nicht nachvollziehen.

Häufig falsche Abwägung zwischen verschiedenen Rechten

Man kann heutzutage, wenn man sich genau umsieht, auf Schritt und Tritt Beispiele dafür finden, dass Grundrechte zu Gunsten von Regelungen in einfachen Gesetzen eingeschränkt werden, und dass Rechten Einzelner gegenüber den Rechten der Allgemeinheit ein Vorrang eingeräumt wird, der ihnen laut Grundgesetz gar nicht zusteht.
Meiner Ansicht nach ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem, das mit Begriffen wie "Sittenverfall" oder "Verfall moralischer Werte" nur sehr unzureichend beschrieben ist.

Was ist denn z.B., wenn es um Fotos nackter Kinder im Internet geht? Da wird gleich aus angeblichen Gründen des Jugendschutzes alles verboten, was auch nur in diese Kategorie fallen könnte. Dabei wird aber übersehen, dass das Recht der Eltern, darüber selbst zu bestimmen, wie sie die Erziehung ihrer Kinder gestalten, genau wie das Recht der Kinder auf sexuelle Selbstbestimmung, effektiv außer Kraft gesetzt wird. Damit werden Grundrechte missachtet zu Gunsten einer fragwürdigen Auslegung einfacher Gesetze (hier: Jugendschutzgesetz).

Oder was ist denn, wenn ein Nacktwanderer (oder eine Gruppe Nacktwanderer) von einem Einzelnen wegen Verstoß gegen §118 OWiG angezeigt wird? Häufig wird auf Grund der Anzeige ein Bußgeldbescheid erlassen, ohne dass dafür bei einer mit der allgemeinen Rechtsprechung übereinstimmenden Auslegung eine Rechtsgrundlage gefunden werden könnte. Damit macht der Einzelne, der Anzeige erstattet, sich gleichzeitig zum Kläger und Richter, während Polizei und Ordnungsamt sich von ihm zu Vollstreckern seiner fehlerhaften Rechtsauffassung machen lassen.

Die Liste an Beispielen aus wirklich jedem Lebensbereich könnte fast endlos fortgesetzt werden.
Beispiele dafür, dass Grundrechte verteidigt werden gegen Leute, die nur ihr eigenes Wohl im Blick haben, gibt es aber sehr selten.
Und genau da liegt das Problem. Es erscheint höchst einfach, wenn man nur selbstbewußt genug auftritt, die Grundrechte jedes Anderen zu verletzen, wann, wo und wie man will, während es sehr viel Mut, Ausdauer und finanzielle Belastbarkeit erfordert, einen jahrelangen Rechtsstreit zu führen, oft auch über mehrere Instanzen, wenn man dagegen vorgehen will, dass man in seinen Grundrechten verletzt wurde.
Aus moralischer Sicht erscheint dieser Zustand inakzeptabel.

Armer Rechtsstaat, kann ich da nur sagen, wie tief sind denn bloß die Abgründe, in die du da geraten bist?!